Sonnenfinsternis

Schon wieder eine Sonnenfinsternis

„Schon wieder!“ hätte ich beinahe ausgerufen. Mir kommt es so vor, als wäre die letzte Sonnenfinsternis, die die erste meines Lebens war, erst vor ein paar Wochen gewesen. Ja gut, heute am 20.03.2015 ist es „nur“ eine partielle. Aber bitteschön, 75-85% ist doch schon was.

Und doch…irgendwie kam und ging die Sonne heute, und das war es dann auch. Gut, es wurde etwas dunkler und auch kühler, aber weder stürzte mein Klapprechner ab, noch fiel der Strom aus. Es wurde einfach wieder hell und gut war`s. Was hatte ich eigentlich erwartet? Genau das, was passiert ist, nämlich nichts. Das Schauspiel brachte mir aber viele Erinnerungen zurück. An damals, am 11.08.1999 in Berlin. Was haben die Medien im Vorfeld alles berichtet! Von Computerabstürzen, Banken, die nie wieder ihre Konten einsehen könnten, bis dahin, dass die Raumstation MIR täglich anderswo abstürzen sollte… zum Schluß hieß es, über Paris. Und dabei hatten die Brandenburger sich schon so auf die MIR vorbereitet. Nein, natürlich haben sich weder die Pariser noch die Brandenburger auf einen Absturz der MIR vorbereitet! Es hat kein Mensch all diese Nachrichten ernst genommen. Jedenfalls keiner, den ich persönlich kannte.

Zurück zum 11.08.1999, zurück nach Berlin. Wir hatten uns rechtzeitig spezielle Brillen besorgt, und ich als Chefin hatte meiner Mannschaft für dieses Ereignis Freistunde gewährt. Alles andere wäre ja wirklich gemein gewesen.

Gegen Mittag war es dann soweit. Mit dem, was dann geschah, hätte ich niemals gerechnet. Damit meine ich nicht das Schauspiel am Himmel. Wir hatten großes Glück. Die Wolken hatten sich verzogen und wir somit freien Blick auf das Naturschauspiel. Ein Großteil Deutschlands lag ausgerechnet an dem Tag unter einer geschlossenen Wolkendecke.

Es war atemberaubend, spannend und auch ein klein bisschen unheimlich. Plötzlich hörten die Vögel auf zu singen und mit zunehmender Dunkelheit wurde es unangenehm kühl. Es dauerte eine Weile, bis ich mir der Stille um mich herum bewusst wurde. Berlin lebt Tag und Nacht und somit ruhen die Stadtgeräusche nie. Jetzt taten sie es. Die Autos sind einfach mitten auf der Straße stehen geblieben. Fahrer und Beifahrer waren ausgestiegen und sahen zum Himmel. Keiner schimpfte, keiner hupte, alle taten das Gleiche. Ich sah mich fasziniert um. Die Türen der Geschäfte standen offen, die Menschen standen davor, offensichtlich, ohne auch nur einen Gedanken an einen eventuellen Diebstahl der Waren oder der Kasse zu verschwenden. Es war so friedlich! Je dunkler es wurde, umso friedlicher wurde es. Zum Schluss flüsterten wir alle nur noch, warum auch immer.

Nach und nach wurde es wieder heller und wärmer, die Vögel fingen wieder an zu singen und damit war der Zauber des Friedens verschwunden. Autotüren klappten, Motoren wurden gestartet, das erste Hupen war zu hören… es war vorbei, der tägliche Wahnsinn einer Großstadt begann wieder.

Heute ist es mir noch einmal ganz klar geworden, was mich damals so fasziniert hat. Dieses wunderschöne Gefühl von Frieden!

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