Aber, Rom ist schön!
Meine Freundin Pamela kann eine richtige Chaotin sein, wie sie selber sagt.
„Aber mit zunehmendem Alter wurde es besser“, setzt sie dann Augenzwinkernd hinzu. Folgende Geschichte hat sich in Pam´s jüngeren Jahren abgespielt.
Ihr damaliger Freund bekam zum Geburtstag eine eintägige Überraschungsreise geschenkt, die daraus bestand, dass er sich mit einer Begleitperson seiner Wahl, morgens um fünf Uhr am Informationsschalter des Flughafens melden sollte. Dort erfuhr er dann das Ziel der Tagesreise. Pam fand die Idee dieses Geschenks total süß, war sie doch die mitzubringende Begleitperson. Nur ihr Freund, der nie besonders optimistisch war, wettete darauf, dass er bestimmt nach Brüssel verfrachtet würde. Denn, Brüssel kannte er schon.
Am Reisetag machten die beiden sich in aller Frühe auf den Weg. Der Hund war versorgt, der Nachbar würde nach ihm sehen und auch ein Stündchen mit ihm laufen. Reisepässe und Gutschein waren in Pam´s Handtasche verstaut. Mehr brauchten sie ja nicht für den einen Tag.
Am Flughafen erfuhren sie, dass die Reise nach ROM ging. Ja, das war doch richtig toll, fand selbst Pam´s Freund und endlich freute auch er sich.
Bereits gegen sieben Uhr landeten sie am Flughafen von Rom und fuhren von dort mit dem Zug in die ewige Stadt. Es war ein Bilderbuchtag. Sie schauten sich so viel Rom an, wie die Füße aushielten. Tranken Espresso im Sonnenschein, aßen original italienische Spaghetti in einem klitzekleinen Straßenrestaurant, schleckten anschließend ein Eis zu Füßen der Spanischen Treppe und fühlten sich ganz großartig. Als es Zeit wurde, zum Flughafen zu fahren, mussten sie den Zug dorthin erst mal suchen. Die Anzeigen im Bahnhof halfen ihnen nicht weiter und die Zeit lief ihnen davon. Zum Glück fanden sie dann doch noch jemanden, der ihnen Auskunft geben konnte, und kaum saßen sie im Zug, als dieser auch schon los fuhr.
Nach einer guten Stunde Zugfahrt, überkam sie ein merkwürdiges Gefühl. Hatte es am Morgen auch so lange gedauert? Sah die Landschaft nicht irgendwie anders aus? Bevor sie so richtig darüber debattieren konnten, kam der Schaffner. Nach dem ersten Blick auf die Tickets stellte der Schaffner fest, dass die beiden im falschen Zug saßen. Das dauerte natürlich noch eine Weile, bis die beiden das so richtig verstanden. An der nächsten Station scheuchte der Schaffner sie aus dem Zug und zeigte ihnen mit Händen und Füßen, dass sie zurück nach Rom fahren müssten. „Wenn wir eine Stunde zurück fahren und dann nochmal zum Flughafen raus, schaffen wir den Flieger nie“! stellte Pam fest. „Das muss irgendwie gehen, es muss einfach!“, bestimmte ihr Freund. Es ging aber nicht! Natürlich war die Maschine schon in der Luft auf halber Strecke in Richtung Heimat, bevor Pam und ihr Freund am Flughafen ankamen.
„Egal jetzt, dann nehmen wir eben die nächste Maschine, soviel Kulanz wird die Gesellschaft ja wohl haben.“ Der nächste Flug ging aber erst am nächsten Morgen und sie mussten den normalen Tarif dafür bezahlen, da war nichts mit Kulanz. Das Guthaben der Kreditkarte reichte noch gerade so für die Flugtickets, aber nicht mal mehr für eine Flasche Wasser, geschweige denn für eine Übernachtung in Rom. So mussten beide die Nacht am Flughafen verbringen.
„Das war eine total verrückte Nacht“, erzählte später Pam. „Mit einer Übernachtung hatten wir ja wirklich nicht gerechnet. Ich konnte irgendwann nicht mehr aus den Augen schauen, so brannten meine Augen. Die Kontaktlinsen wollte ich aber nicht raus machen, weil ich ja keine neuen dabei hatte. Ja und dann hatten wir Angst, dass meinem Freund was passiert, weil er doch Diabetiker war und er natürlich kein Insulin eingepackt hatte. Wie gesagt, wir sollten ja abends wieder zurück sein. Endlich kamen wir auf die Idee, uns Hilfe von zu Hause zu organisieren. Der Akku vom Handy reichte gerade noch zum „Hallo“ sagen, und dass wir die Maschine verpasst hätten…, dann war die Batterie völlig platt. Wenigstens wusste nun unser Freund und Nachbar, dass er nochmal mit dem Hund nach draußen gehen musste. Ha, der hatte sich übrigens mit dem Futter bereits selber bedient… der Hund…, nicht der Nachbar. Er bekam irgendwie die Speisekammertür auf, zog den Sack mit dem Trockenfutter heraus und hat ihn in der Küche zerlegt. Währenddessen hatten mein Freund und ich die eine Hälfte der Nacht gestritten und uns gegenseitig die Schuld für unser Dilemma gegeben, und die andere Hälfte hatten wir herzhaft gelacht, denn so etwas kann nur uns passieren.
Aber, … Rom ist schön!!!“
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