WG in Schräglage
Wenn drei Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammen leben, ist der mit der niedrigsten Toleranzgrenze, was Sauberkeit und Ordnung betrifft, dumm dran… um es mal vornehm auszudrücken.
So wie bei meiner Freundin Pamela. Seit Jahren lebt sie mit ihrem Mann und einem guten Freund, der so eine Art zweiter Sohn geworden ist, zusammen. Das Haus ist groß, jeder hat seinen Bereich und alles könnte gut sein. Könnte! Denn Pam bleibt überwiegend allein auf der Haus- und Gartenarbeit sitzen. Regelmäßig platzt ihr der Kragen. Dann gibt es Gespräche und Versprechen. Nach solchen WG-Meetings geht es ein bis zwei Wochen einigermaßen gut und danach ist alles beim Alten.
Jetzt ist Pam der Kragen endgültig geplatzt. Die Sonne scheint, es wird wärmer und es ist Zeit zum Frühjahrsputz. Die Fenster sehen aus, wie Fenster nach einem grauen Winter eben aussehen, und die Sonne bringt es an den Tag. Für Pam ist es selbstverständlich, dass es Zeit ist, mit dem Putzlappen in die letzten Winkel des Hauses zu krabbeln. Für die männlichen Mitbewohner nicht. Pam hat also schon mal angefangen… Fensterputzen, Möbelrücken…, was man halt so macht. Männliche Hilfe war nicht in Sicht. Die Herren hatten „zu tun“. Pam eigentlich auch, aber, das kümmert grad mal wieder keinen. Am zweiten Putztag fiel Pam in einer ihren „Krisen“. Heulend saß sie auf der Terrasse in der Sonne. Sie fand die ganze Welt gemein und zwei Herren der Schöpfung im Besonderen. Sie ist es müde, immer und immer wieder zu reden. Sie hat keine Lust mehr.
„Hör auf zu heulen“, sagte sie zu sich selber, „such` eine Lösung!“. Der gute Rat, den sie sich selber gab, half ihr aber auch nicht weiter. Sie fand keine Lösung. Sie hatte doch schon alles versucht. Und ihr Lebensmotto: „Wenn nichts mehr geht, gehe ich“, schien ihr in Anbetracht der Lage doch zu drastisch. Einfach alles liegen lassen, konnte sie aber auch nicht. Wieder kullerten die Tränen. „Ich sitze in der Falle“, jammerte sie Nachdem sie sich noch ein paar Minuten selbst bemitleidete, schneuzte sie kräftig die Nase, holte sich das Telefon und besorgte sich eine Putzhilfe für den nächsten Tag. Dann kehrte ihre gesunde Wut zurück und sie stürmte in das Büro ihres Mannes und machte sich Luft: “Morgen kommt eine Freundin mir beim Putzen helfen, und wenn sich hier nicht sofort was ändert, suche ich uns eine Drei- Zimmerwohnung! So!“. Mit diesen Worten wollte sie entschwinden, aber die Reaktion ihres Mannes nagelte sie regelrecht fest. „Prima, sagte er, wenn ihr dann fertig seid, können wir uns ja mal zusammensetzten und schauen, wie wir es besser organisiert bekommen.“ Fassungs- und sprachlos schaute sie ihn an, bevor sie kopfschüttelnd zum Aufräumen in die Garage ging.
Noch am gleichen Tag ging Pam auf Wohnungssuche!
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