Hypnosetherapeut im Härtetest
Meine Freundin Pamela hat sich vor vielen Jahren einer Nichtraucher-Hypnose mit vollem Erfolg gestellt. Überglücklich und von diesem Erlebnis absolut begeistert drängte sie ihren Psychologen-Ehemann, doch auch Hypnosen in seiner noch jungen Praxis anzubieten. Nach anfänglichem Zögern, gab er Pam´s Drängen nach. Und nach abgeschlossener Fortbildung wagte er den Versuch. Die Erfolge gaben Pam Recht und ihr Mann spezialisierte sich mit der Zeit immer mehr, so dass er bald seine eigene Art der Hypnosetherapie entwickelt hatte. Nur eine einzige Sache machte ihm immer wieder Kopfzerbrechen: Seine damalige Praxis lag mitten in Berlin und es war unmöglich, alle Straßengeräusche fern zu halten. Als eines Tages auch noch das Haus eingerüstet wurde, sah er rabenschwarz, was gute Hypnosearbeit anging. Eines Tages, als er eine lange und komplizierte Hypnose vor sich hatte, verabredete er mit den Bauarbeitern, dass sie zu der bestimmten Zeit ihr Radio ausschalteten und sich nicht quer über das Gerüst lauthals unterhielten.
Was er aber nicht wusste war, dass der Altflaschencontainer wegen des Hausgerüstes genau unter das Praxisfenster geschoben worden war.
Als er nun mitten in der Hypnosearbeit war, kam draußen eine ältere Hausmitbewohnerin und ließ langsam und genüsslich eine Flasche nach der anderen in den noch leeren Container fallen.
Bei der ersten klirrenden Flasche schnellte die Patientin mit geschlossenen Augen auf der Liege hoch und blieb kerzengerade sitzen. Pam´s Mann sprach jedoch ruhig weiter und baute den Krach des immer weiter zerberstenden Glases mit in die Hypnose ein. Langsam legte die Patientin sich wieder hin. Kaum hatte auch er sich wieder beruhigt, da klingelte plötzlich lautstark im Zimmer das Telefon. Er hatte vergessen, es auf stumm zu schalten. Ganz langsam, und dabei weiter redend, ging er zum Schreibtisch und schaltete das Gerät ab.
Mit Schweißperlen auf der Stirn brachte er seine Arbeit sehr unentspannt zu Ende, mit der Überzeugung, dass diese Hypnose nicht wirklich „sitzen“ könne.
Er staunte nicht schlecht, als die Patientin auf Nachfrage völlig überrascht war. Sie hatte weder das Gläser-Scheppern noch das Telefonklingeln gehört. Das gab seinem Selbstvertrauen großen Auftrieb.
Das Ganze ist Jahrzehnte her, und nie wieder hatte er eine ähnliche Situation. Aber als Lehrstück hat sich die Geschichte bewährt!